![Die Seenot-Rettungsstation [KW-43a]](https://kraftwerk.blog/wordpress/wp-content/uploads/2018/01/F7F53CAA-C720-45CA-B793-E73F7C2FCD59.jpeg)
Was hat SOS mit Kirche zu tun? ein ganze Menge, denn es geht um „S“ wie Souls.
Ein modernes Gleichnis zur Kirchengeschichte
Es war einmal im hohen Norden ein sehr gefährlicher, sturmumwehter Küstenabschnitt. Das raue und unberechenbare Wetter hat schon immer, zumindest solange die Menschen hier daran denken konnten, Menschenleben gefordert. Ganz besonders betroffen hiervon war die Schifffahrt. Immer wieder gerieten an diesem Küstenabschnitt Schiffe in Seenot. Nicht nur die kleinen Fischerboote, die sich auf das Meer wagten, auch vielen der grossen Handelschiffe wurden die scharfen Klippen und die unberechenbaren Winde zum Verhängnis.Immer wieder ertranken Seeleute bei solchen Unglücken. Einige Seemänner, die solch eine Havarie überlebten, entschlossen sich dann irgendwann an der Küste zu bleiben und ihr Leben darin zu investieren Schiffsbrüchige aus dem Meer zu retten.

Sie
bauten sich eine Holzbarake an den Strand in der sie wohnten und in
der sie den geretteten Schiff-brüchigen eine Erstversorgung bieten
konnten. Mit einer kleinen Küche, um etwa zu essen zu kochen und
Betten für die unfreiwilligen Gäste. Auch hatten sie in dem
einfachen Schopf um ihre Boote und die Pferde unterzubringen. Ja, die
Pferde waren wichtig um die Rettungs-boote möglichst schnell in die
Region der gekenterten Schiffe zu bringen. Doch leider gehörte auch
ein kleiner Friedhof hinter dem Haus zu der Rettungsstation, damit
sie diejenigen bestatten konnte, die es nicht geschafft hatten. So
waren die paar Männer unermüdlich auf der Wacht um die, die in
Seenot gerieten aus dem Wasser zu ziehen. Tag und Nacht hielten sie
Ausschau nach Schiffen in Seenot. Einige Bewohner aus dem nächsten
Dorf bewunderten die Arbeit der Männer so sehr, dass sie sie
unterstützen wollten. Anfänglich brachten sie ihnen zu Essen und zu
Trinken, dann aber auch Aussattung und Kleidung. So sprach sich die
Arbeit der verwegenen Männer in der ganzen Umgebung immer weiter
herum, so dass es bald an Ausrüstung und Versorgung nicht mehr
fehlte. Einige Zeit später äusserten einige Nachbarn aus den
umliegenden Dörfern den Wunsch ebenfalls Teil der heldenhaften
Mannschaft zu werden.
Da diese aber völlig unerfahren in der Seefahrt waren, und auch niemals einer Schiffs-Havarie entkommen sind, war es schwierig sie angemessen zu integrieren. So begann man mit einer symbolischen Aufnahme-Zeremonie in einer Tonne für alle die, die nicht einem See-Unglück entkommen sind. Diese Personen wurden entkleidet und in einer Wasser-Tonne GANZ untergetaucht um so die Errettung aus dem bedrohlichen Wasser darzustellen.

Dank
der finanziell großzügigen Unterstützung konnten auch neue und
besser geeignete Schiffe gekauft werden, schnellere Pferde
angeschafft werden und zusätzliche Rettungsmannschaften
professionell trainiert werden.

Die
kleine Rettungsstation wuchs und hatte einen sehr guten Ruf in der
ganzen Umgebung an der Küste. Samstags Abends, an den
Gemeinschaftstreffen hatte man viel Freude miteinander, konnte man
doch auf grosse Taten zurückblicken. Gerade an diesen Treffen nahm
der Zulauf von Menschen aus den Dörfern umher immer mehr zu.
Manchmal platze das Rettungsheim an den Gemeinschaftabenden fast aus
den Nähten. Einige Mitglieder der Rettungsstation waren unglücklich
damit, dass das Gebäude so grob und innen herin so rustikal
ausgestattet war. Sie hatten das Gefühl, dass eine Rettungsstation,
als erste Zuflucht für Gestrandete, ein angenehmerer Ort sein
sollte. So wurden die harten Notfallbetten durch richtigen Betten
ersetzt, es wurden schönere Möbel angeschafft. Besonders der
Gemeinschaftsraum, in dem man jeden Samstag versammelte, musste
besser hergerichtet werden. Da der Platz im Haus für solche
Veränderungen gar nicht ausreichte, bekam das Gebäude einen Anbau
in dem nun die Bettenstation und die Erstversorgung untergebracht
waren. Immer mehr wurde die Rettungsstation ein beliebter Treffpunkt
für seine Mitglieder und die Dörfler umher. Die Rettungsstation
verwandelte sich mehr und mehr zu einem schönen Clubhaus mit einem
feinen Ambiente.
Doch
um so mehr die Attraktivität der Retter-Gemeinschaft wuchs, um so
weniger waren die Mitglieder selber an lebensrettenden Einsätzen
interessiert. Als Konsequenz wurden professionelle Rettungsteams
angestellt, um diese Arbeit zu machen. Diese fuhren nun Nacht für
Nacht auf das Meer hinaus um nach gekenterten Schiffen Ausschau zu
halten und Schiffbrüchige einzusammeln.
Es
war dann etwa zu dieser Zeit als es mitten in der Nacht an der Küste
zu einer grossen Schiffshavarie kam. In der Dunkel-heitbrachten die
Rettungsteams immer wieder halb ertrunkene, schmutzige und nasse
Menschen zur Rettungsstation. Manche waren von den im Meer
schwimmenden Trümmerteilen verletzt, andere psychisch völlig
verstört. Das, ach so wunderschöne Clubhaus, war ein einziges
Chaos. Weit mehr als 100 Schiffbrüchige musste das Club-Haus
beherbergen. Die Gebäudekommission des Clubs stellte sofort einen
Eil-Antrag für die Errichtung einer mobilen Duschkabine ausserhalb
des Clubhauses, so dass die Opfer der Schiffshavarie NOCH VOR dem
Betreten des Clubhauses gereinigt werden konnten. In dieser Nacht
lagen im ganzen Gebäude-Komplex Matratzen auf dem Boden, weil die
Betten bei weitem nicht ausreichten und man konnte im Halbdunkel des
Clubheims viele fremde Sprachen hören. Einige der Gäste sahen auch
sehr fremd aus und hatten ganz offensichtlich auch sehr seltsame
Gewohnheiten
An
der nächsten Mitgliederversammlung des Rettungsvereins ging es hoch
her. Die meisten Club-Mitglieder fanden die lebensrettenden
Aktivitäten als unangenehm und eine Behinderung für das
gesellschaftlichen Leben im Club. Eine andere, wesenlich kleinere
Fraktion wollte wieder zurück zu den ursprünglichen Wurzeln des
Vereins, zum Retten auf See. Sie machten auf der Versammlung ihrem
Unmut Luft und bestanden auf die lebensrettenden Aktivitäten als
ihren Hauptzweck des Vereins. Aber Sie waren eine geringe Minderheit,
so dass sie nichts ausrichten konnten. Als aber einige aufstanden und
die Empfehlung aussprachen: „Wenn sie doch so gerne zum Retten auf
das Meer hinaus fahren würden, dann sollten sie doch ihren eigenen
Rettungsverein zu bilden“ verliessen diese leidenschaftlichen
Männer, mit hängenden Köpfen die Versammlung und gingen.
Am
nächsten Tag nahmen diese ihr ganzes erspartes Geld und kauften
einem alten Fischer, der sich zur Ruhe gesetzt hatte, sein Boot ab.
Sie packten ihre Sachen, die Wetterkleidung, die Kork-Weste und die
Leinen mit den Rettungsringen und fuhren wieder hinaus. Wieder nach
Schiffbrüchigen Aussschau halten.

Der
alte Fischer, dem sie das Boot abgekauft hatten, berichtete von
diesen verwegenen Männern im Dorf. Am Abend brachten einige
Dorfbewohner den Männen etwas Warmes zu essen und zu Wärmendes zu
trinken. Tagsdrauf stellte eine alte Frau den Männern sogar ihr Haus
hinterm Deich zur Verfügung, damit sie auch einen Ort zum wohnen
hatten, aber auch einen Ort an den sie mit den eingesammelten
Schiffbrüchigen verbleiben konnten. Ihre Arbeit war sehr erfolgreich
und nach einiger Zeit blieben von diesen einge-sammelten
Schiffbrüchigen einige an der Station um ihrerseits mit hinaus zu
fahren und Schiffbrüchige zu retten. Eine wohlhabende Familie im
Nachbardorf spendierte neue Betten und Einrichtung für das kleine
Haus hinter dem Deich damit die Männer, die diesen harten Dienst
taten es wenigsten in den Schlafensstunden gut hatten.
Um
das Team moralisch zu unterstützen traf man sich nun jeden Samstag
Abend um miteinander Gemeinschaft zu haben. Die Gruppe wuchs
wöchentlich und immer mehr Menschen aus der Nachbarschaft kamen zu
den Treffen. Auch die finanziellen Rahmenbedingungen wurden immer
besser, so dass man für das Retten der Schiffbrüchigen Spezialisten
anstellen konnte und diesen sogar neue Boote und Pferde geben konnte.
Diese
tolle Entwicklung nahm seinen Verlauf bis es wieder eines Tages zur
Spaltung kam zwischen denen, die den Hauptzweck der Gemeinschaft „das
Retten“ verfolgen wollten und denen, die das Clubleben fördern
wollten. Wieder einmal verliessen diejenigen mit der
Rettungsleidenschaft den Club um sich ein paar Tage später ein Stück
weiter an der Küste aus rohem Holz eine Rettungshütte zu bauen.
Wenn
man heute diesen Küstenabschnitt besucht findet man eine ganze Reihe
vornehmer Clubs. Schiffsbrüchige aber ertrinken an dieser Sturm
umwehten Küste.

DEN VOLLSTÄNDIGEN BEITRAG UND WEITERE VERÖFFENTLICHUNGEN VON FRANK VORNHEDER FINDEST DU HIER:
https://kraftwerk.blog/wordpress/?p=660
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